Russische Orthodoxe Kirche der Heiligen Märtyrerin Kaiserin Alexandra zu Bad Ems
Die Russische Kirche wurde zu Ehren der Heiligen Märtyrerin Kaiserin Alexandra, der Ehefrau des römischen Kaisers Diokletian, in Bad Ems eingeweiht. Ihr Namenstag wird nach dem Julianischen Kalender am 23. April gefeiert, was im Gregorianischen Kalender dem 6. Mai entspricht. Gleichzeitig gedenkt die Kirche insbesondere auch der Kaiserin Alexandra Fjodorowna, der Ehefrau von Zar Nikolaus I. Sie war geborene Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen, Tochter von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise (geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz). Zu ihren Ehren wurde die Kirche 1876 in Bad Ems erbaut; sie ist bis heute eine Glaubensstätte aller orthodoxen Christen in Europa.
In der Geschichte der Gründung und Errichtung der Kirche gibt es viele interessante Fakten. Insbesondere ist zu erwähnen, dass deutsche Kurorte unter russischen Adligen sehr beliebt waren. Diese „modische Behandlung auf den Wässern“ wurde damals in Werken der russischen klassischen Literatur beschrieben. Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Russland und Europa trug dazu bei, dass eine große Anzahl russischer Adelsfamilien Deutschland besuchte – allein Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts kamen in einem einzigen Sommer mehr als tausend an.
Russische Kaisers:
-
Nikolai I.
-
1838 – Kuraufenthalt während seiner Europareise
-
Besuch der Spielbank (historisch belegt)
-
Alexander II.
-
1860, 1862, 1865, 1867, 1870, 1874, 1876
-
Legendäre Aufenthalte mit großem Gefolge
Staatsmänner und Politiker:
-
Alexander Michailowitsch Gortschakow (1860er–1870er Jahre)
-
Rolle: Russischer Außenminister und Kanzler unter Alexander II.
-
Bemerkung: Nutzte Bad Ems als diplomatischen Treffpunkt.
-
Sergei Juljewitsch Witte (1890er Jahre)
-
Rolle: Finanzminister und späterer Premierminister Nikolaus’ II.
Russische Schriftsteller:
-
Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1844)
-
Arbeit an: Dem zweiten Band von „Die toten Seelen“ (später verbrannt).
-
Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1874, 1875, 1876, 1879)
-
1874 – Beginn der Arbeit an „Der Jüngling“.
-
1875 – Fortsetzung von „Der Jüngling“ und Notizen für „Tagebuch eines Schriftstellers“.
-
1876 – Vorbereitung von Materialien für „Tagebuch eines Schriftstellers“.
-
1879 – Korrekturen an „Die Brüder Karamasow“.
-
Überarbeitungen (besonders zu Iwan Karamasow und der „Legende vom Großinquisitor“).
-
Korrekturaustausch mit der Redaktion der Zeitschrift „Russki Westnik“.
-
-
Iwan Sergejewitsch Turgenew (1874–1879, mit Unterbrechungen)
-
1874 – Erzählung „Punin und Baburin“.
-
1876 – Überarbeitung des Romans „Neuland“.
-
1877 – Fertigstellung von „Neuland“.
-
Wladimir Galaktionowitsch Korolenko (1895)
-
Arbeit: Skizzen für „Die Geschichte meines Zeitgenossen“.
-
Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski (1901, 1906, 1908)
-
1901 – Arbeit an „Peter und Alexej“ (Teil der Trilogie „Christus und Antichrist“).
-
Alexander Iwanowitsch Kuprin (1911–1913)
-
1911 – „Das Granatarmband“.
-
1912 – Erzählung „Flüssige Sonne“.
-
Iwan Alexejewitsch Bunin (1913–1914)
-
1913 – „Der Herr aus San Francisco“.
-
1914 – Gedichte und Prosa (z. B. „Der Kelch des Lebens“).
Künstler und Musiker:
-
Michail Iwanowitsch Glinka (1840er Jahre)
-
Rolle: Komponist („Vater der russischen Klassik“).
-
Bemerkung: Komponierte Teile von „Ruslan und Ljudmila“.
-
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
-
1876 – Komponierte Teile der „Francesca da Rimini“ (op. 32)
-
1883 – Arbeit an der Oper „Mazeppa“
-
Ilja Jefimowitsch Repin (1880)
-
Rolle: Maler („Die Wolgatreidler“).
-
Bemerkung: Skizzierte deutsche Kurlandschaften.
-
Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow (1895)
-
Arbeit an „Scheherazade“ – Einflüsse der Kurlandschaft in Orchestrierung.
-
Skizzen zu „Sadko“ und „Zarenbraut“
-
Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1901, 1906)
-
1906 – Kompositionsarbeiten am 2. Klavierkonzert
-
Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (1911, 1913)
-
1911 – Proben für „Boris Godunow“ – traf hier Sergei Djagilew.
-
Legendäre Auftritte im Kurhaus
Wissenschaftler und Ärzte
-
Iwan Michailowitsch Setschenow (1878)
-
Rolle: Physiologe („Vater der russischen Neurowissenschaft“).
-
Bemerkung: Forschungen zu Nervenreflexen.
-
Wladimir Iwanowitsch Wernadski (1909)
-
Rolle: Geochemiker und Philosoph.
Bad Ems war nicht nur ein Kurort, sondern auch ein literarischer Treffpunkt. Viele russische Intellektuelle trafen sich hier, was möglicherweise auch indirekte Spuren in den Werken hinterließ.
Zu dieser Zeit war fast die gesamte Bevölkerung des europäischen Teils Russlands christlich-orthodox, sodass gläubigen Kurgästen verständlicherweise auch der Besuch der Göttlichen Liturgie wichtig war. Da es in Deutschland nur wenige russische Kirchen gab, wurden entsprechende Bitten an die Lokalbehörden herangetragen, die diese unterstützten.
Im Jahr 1857, also fast 20 Jahre vor der Kirchenweihe, wurde in Bad Ems ein kirchliches Baukomitee von Ortsbewohnern und russischen Gästen als Kuratoren der Kirche gegründet. Dies ist insofern einzigartig, als auch Vertreter der lokalen Bevölkerung Initiatoren und Förderer des Baus einer russischen Kirche im Westen waren. Alexandra Fjodorowna, die die Schirmherrschaft über die Organisation des Baus übernahm, spendete sofort 2.000 Taler – eine für damalige Verhältnisse beträchtliche Summe. Da in den folgenden Jahren jedoch die Spendenbereitschaft nachließ, wurden die Baupläne vorerst zurückgestellt.
1863 schickte Königin Olga von Württemberg (geborene Großfürstin Olga Romanowa) aus Stuttgart eine Lagerkapelle mit mobilen Ikonostasen, die jedoch nur im Sommer genutzt werden konnte.
Ende der 1860er-Jahre besuchte der russische Zar Alexander II. jährlich mit seiner Familie Bad Ems. Mit seiner Unterstützung wurde das kirchliche Baukomitee neu gegründet, und er selbst spendete 10.000 Taler. Am 18. August 1874 wurde ein Grundstück für den Bau am linken Ufer der Lahn erworben und noch im selben Jahr der Grundstein gelegt. Das Projekt wurde vom Architekten Goldmann aus Nassau entworfen, und die Bauarbeiten wurden von dem damals bekannten Unternehmen Carl Werner ausgeführt. Als Vorbild für die Kirche diente eine Moskauer Kathedrale, die anlässlich des Sieges über Napoleon errichtet worden war. Diese war damals die größte Kirche Moskaus, wurde jedoch 1931 auf Stalins Befehl gesprengt.
Äußerlich entspricht das Kirchengebäude dem typischen russischen Stil des 19. Jahrhunderts. Die Silhouette folgt dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Die fünf Zwiebelkuppeln und die mächtige Zentralkuppel waren ursprünglich mit Kupfer verkleidet und vergoldet. Die erste Restaurierung der Kuppeln erfolgte in den 1920er-Jahren, wobei leider die Verkleidungen durch einfaches Bitumenpapier ersetzt wurden. Die nächste Außenrenovierung fand in den 1970er-Jahren statt, wobei die Kuppeln blau übermalt wurden. Die Kreuze erhielten ihre ursprüngliche Vergoldung zurück, und die Hauptkuppel wurde in den 1990er-Jahren erneut vergoldet.
Hinter der Kirche befindet sich ein Glockenturm, der ursprünglich sechs speziell aus Moskau gelieferte Glocken enthielt, die die Gläubigen zum Gebet riefen. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Glocken 1917 von den Behörden als feindliches Eigentum beschlagnahmt und eingeschmolzen. Mittlerweile wurde der Glockenturm dank der Bemühungen des Kuratoriums und der Gemeindemitglieder wiederhergestellt. Die Weihe der neuen Glocken erfolgte am 6. Mai 2008 durch Metropolit Erzbischof Mark.
Sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch das Innere der Kirche entsprechen dem traditionellen russischen Stil. Rechts befindet sich eine Ikone des Erlösers, links eine der Allheiligen Gottesmutter. Über dem Königstor ist die Ikone „Das letzte Abendmahl“ angebracht, geschaffen vom russischen Maler Schöder aus St. Petersburg und in Gold gerahmt. Viele weitere Ikonen stammen vom berühmten Ikonenmaler Karl von Neff und sind im italienischen Barockstil gehalten.
Die große Ikone „Christi Auferstehung“ wurde von dem bekannten Künstler des 19. Jahrhunderts, Wassili Wereschtschagin, auf Leinwand gemalt und der Kirche gestiftet. Sie befindet sich bis heute im Altarbereich, ebenso wie die übrigen Ikonen, die allesamt Spenden von Gemeindemitgliedern sind.
Laut lokalen Behörden und Besuchern ist die russische Kirche in Bad Ems ein bescheidenes und elegantes Baudenkmal des 19. Jahrhunderts, das Gästen aus aller Welt offensteht. Für orthodoxe Christen ist sie selbstverständlich eine Stätte des Gebets und der geistlichen Einkehr.
Heute steht die Kirche der Heiligen Märtyrerin Alexandra im Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Regelmäßig finden Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Gedenkfeiern, Andachten und Wallfahrten statt. Seit 2005 lebt ein Priester im Gemeindehaus in der Nähe der Kirche. Dank der Schwesternschaft werden sonntags gemeinsame Mahlzeiten angeboten, und an Festtagen finden nach der Göttlichen Liturgie Feiern im großen Gemeindehaus neben der Kirche statt.
Darüber hinaus verfügt die Gemeinde über eine Bibliothek und eine Sonntagsschule. Seit 2019 wirkt hier auch die 149. Pfadfindergruppe des Heiligen Admiral Fjodor Feodorowitsch Uschakow, die zum Pfadfinderstamm „Tsargrad“ der Organisation der Jungen Russischen Pfadfinder (ORUR) im Ausland gehört, und sich der Jugendarbeit widmet.
Wir danken Gott für alles.
Die Russische Kirche wurde zu Ehren der Heiligen Märtyrerin Kaiserin Alexandra, der Ehefrau des römischen Kaisers Diokletian, in Bad Ems eingeweiht. Ihr Namenstag wird nach dem Julianischen Kalender am 23. April gefeiert, was im Gregorianischen Kalender dem 6. Mai entspricht. Gleichzeitig gedenkt die Kirche insbesondere auch der Kaiserin Alexandra Fjodorowna, der Ehefrau von Zar Nikolaus I. Sie war geborene Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen, Tochter von König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise (geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz). Zu ihren Ehren wurde die Kirche 1876 in Bad Ems erbaut; sie ist bis heute eine Glaubensstätte aller orthodoxen Christen in Europa.
In der Geschichte der Gründung und Errichtung der Kirche gibt es viele interessante Fakten. Insbesondere ist zu erwähnen, dass deutsche Kurorte unter russischen Adligen sehr beliebt waren. Diese „modische Behandlung auf den Wässern“ wurde damals in Werken der russischen klassischen Literatur beschrieben. Die Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Russland und Europa trug dazu bei, dass eine große Anzahl russischer Adelsfamilien Deutschland besuchte – allein Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts kamen in einem einzigen Sommer mehr als tausend an.
Russische Kaisers:
- Nikolai I.
- 1838 – Kuraufenthalt während seiner Europareise
- Besuch der Spielbank (historisch belegt)
- Alexander II.
- 1860, 1862, 1865, 1867, 1870, 1874, 1876
- Legendäre Aufenthalte mit großem Gefolge
Staatsmänner und Politiker:
- Alexander Michailowitsch Gortschakow (1860er–1870er Jahre)
- Rolle: Russischer Außenminister und Kanzler unter Alexander II.
- Bemerkung: Nutzte Bad Ems als diplomatischen Treffpunkt.
- Sergei Juljewitsch Witte (1890er Jahre)
- Rolle: Finanzminister und späterer Premierminister Nikolaus’ II.
Russische Schriftsteller:
- Nikolai Wassiljewitsch Gogol (1844)
- Arbeit an: Dem zweiten Band von „Die toten Seelen“ (später verbrannt).
- Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1874, 1875, 1876, 1879)
- 1874 – Beginn der Arbeit an „Der Jüngling“.
- 1875 – Fortsetzung von „Der Jüngling“ und Notizen für „Tagebuch eines Schriftstellers“.
- 1876 – Vorbereitung von Materialien für „Tagebuch eines Schriftstellers“.
- 1879 – Korrekturen an „Die Brüder Karamasow“.
- Überarbeitungen (besonders zu Iwan Karamasow und der „Legende vom Großinquisitor“).
- Korrekturaustausch mit der Redaktion der Zeitschrift „Russki Westnik“.
- Iwan Sergejewitsch Turgenew (1874–1879, mit Unterbrechungen)
- 1874 – Erzählung „Punin und Baburin“.
- 1876 – Überarbeitung des Romans „Neuland“.
- 1877 – Fertigstellung von „Neuland“.
- Wladimir Galaktionowitsch Korolenko (1895)
- Arbeit: Skizzen für „Die Geschichte meines Zeitgenossen“.
- Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski (1901, 1906, 1908)
- 1901 – Arbeit an „Peter und Alexej“ (Teil der Trilogie „Christus und Antichrist“).
- Alexander Iwanowitsch Kuprin (1911–1913)
- 1911 – „Das Granatarmband“.
- 1912 – Erzählung „Flüssige Sonne“.
- Iwan Alexejewitsch Bunin (1913–1914)
- 1913 – „Der Herr aus San Francisco“.
- 1914 – Gedichte und Prosa (z. B. „Der Kelch des Lebens“).
Künstler und Musiker:
- Michail Iwanowitsch Glinka (1840er Jahre)
- Rolle: Komponist („Vater der russischen Klassik“).
- Bemerkung: Komponierte Teile von „Ruslan und Ljudmila“.
- Pjotr Iljitsch Tschaikowski
- 1876 – Komponierte Teile der „Francesca da Rimini“ (op. 32)
- 1883 – Arbeit an der Oper „Mazeppa“
- Ilja Jefimowitsch Repin (1880)
- Rolle: Maler („Die Wolgatreidler“).
- Bemerkung: Skizzierte deutsche Kurlandschaften.
- Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow (1895)
- Arbeit an „Scheherazade“ – Einflüsse der Kurlandschaft in Orchestrierung.
- Skizzen zu „Sadko“ und „Zarenbraut“
- Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1901, 1906)
- 1906 – Kompositionsarbeiten am 2. Klavierkonzert
- Fjodor Iwanowitsch Schaljapin (1911, 1913)
- 1911 – Proben für „Boris Godunow“ – traf hier Sergei Djagilew.
- Legendäre Auftritte im Kurhaus
Wissenschaftler und Ärzte
- Iwan Michailowitsch Setschenow (1878)
- Rolle: Physiologe („Vater der russischen Neurowissenschaft“).
- Bemerkung: Forschungen zu Nervenreflexen.
- Wladimir Iwanowitsch Wernadski (1909)
- Rolle: Geochemiker und Philosoph.
Bad Ems war nicht nur ein Kurort, sondern auch ein literarischer Treffpunkt. Viele russische Intellektuelle trafen sich hier, was möglicherweise auch indirekte Spuren in den Werken hinterließ.
Zu dieser Zeit war fast die gesamte Bevölkerung des europäischen Teils Russlands christlich-orthodox, sodass gläubigen Kurgästen verständlicherweise auch der Besuch der Göttlichen Liturgie wichtig war. Da es in Deutschland nur wenige russische Kirchen gab, wurden entsprechende Bitten an die Lokalbehörden herangetragen, die diese unterstützten.
Im Jahr 1857, also fast 20 Jahre vor der Kirchenweihe, wurde in Bad Ems ein kirchliches Baukomitee von Ortsbewohnern und russischen Gästen als Kuratoren der Kirche gegründet. Dies ist insofern einzigartig, als auch Vertreter der lokalen Bevölkerung Initiatoren und Förderer des Baus einer russischen Kirche im Westen waren. Alexandra Fjodorowna, die die Schirmherrschaft über die Organisation des Baus übernahm, spendete sofort 2.000 Taler – eine für damalige Verhältnisse beträchtliche Summe. Da in den folgenden Jahren jedoch die Spendenbereitschaft nachließ, wurden die Baupläne vorerst zurückgestellt.
1863 schickte Königin Olga von Württemberg (geborene Großfürstin Olga Romanowa) aus Stuttgart eine Lagerkapelle mit mobilen Ikonostasen, die jedoch nur im Sommer genutzt werden konnte.
Ende der 1860er-Jahre besuchte der russische Zar Alexander II. jährlich mit seiner Familie Bad Ems. Mit seiner Unterstützung wurde das kirchliche Baukomitee neu gegründet, und er selbst spendete 10.000 Taler. Am 18. August 1874 wurde ein Grundstück für den Bau am linken Ufer der Lahn erworben und noch im selben Jahr der Grundstein gelegt. Das Projekt wurde vom Architekten Goldmann aus Nassau entworfen, und die Bauarbeiten wurden von dem damals bekannten Unternehmen Carl Werner ausgeführt. Als Vorbild für die Kirche diente eine Moskauer Kathedrale, die anlässlich des Sieges über Napoleon errichtet worden war. Diese war damals die größte Kirche Moskaus, wurde jedoch 1931 auf Stalins Befehl gesprengt.
Äußerlich entspricht das Kirchengebäude dem typischen russischen Stil des 19. Jahrhunderts. Die Silhouette folgt dem Grundriss eines griechischen Kreuzes. Die fünf Zwiebelkuppeln und die mächtige Zentralkuppel waren ursprünglich mit Kupfer verkleidet und vergoldet. Die erste Restaurierung der Kuppeln erfolgte in den 1920er-Jahren, wobei leider die Verkleidungen durch einfaches Bitumenpapier ersetzt wurden. Die nächste Außenrenovierung fand in den 1970er-Jahren statt, wobei die Kuppeln blau übermalt wurden. Die Kreuze erhielten ihre ursprüngliche Vergoldung zurück, und die Hauptkuppel wurde in den 1990er-Jahren erneut vergoldet.
Hinter der Kirche befindet sich ein Glockenturm, der ursprünglich sechs speziell aus Moskau gelieferte Glocken enthielt, die die Gläubigen zum Gebet riefen. Während des Ersten Weltkriegs wurden die Glocken 1917 von den Behörden als feindliches Eigentum beschlagnahmt und eingeschmolzen. Mittlerweile wurde der Glockenturm dank der Bemühungen des Kuratoriums und der Gemeindemitglieder wiederhergestellt. Die Weihe der neuen Glocken erfolgte am 6. Mai 2008 durch Metropolit Erzbischof Mark.
Sowohl das äußere Erscheinungsbild als auch das Innere der Kirche entsprechen dem traditionellen russischen Stil. Rechts befindet sich eine Ikone des Erlösers, links eine der Allheiligen Gottesmutter. Über dem Königstor ist die Ikone „Das letzte Abendmahl“ angebracht, geschaffen vom russischen Maler Schöder aus St. Petersburg und in Gold gerahmt. Viele weitere Ikonen stammen vom berühmten Ikonenmaler Karl von Neff und sind im italienischen Barockstil gehalten.
Die große Ikone „Christi Auferstehung“ wurde von dem bekannten Künstler des 19. Jahrhunderts, Wassili Wereschtschagin, auf Leinwand gemalt und der Kirche gestiftet. Sie befindet sich bis heute im Altarbereich, ebenso wie die übrigen Ikonen, die allesamt Spenden von Gemeindemitgliedern sind.
Laut lokalen Behörden und Besuchern ist die russische Kirche in Bad Ems ein bescheidenes und elegantes Baudenkmal des 19. Jahrhunderts, das Gästen aus aller Welt offensteht. Für orthodoxe Christen ist sie selbstverständlich eine Stätte des Gebets und der geistlichen Einkehr.
Heute steht die Kirche der Heiligen Märtyrerin Alexandra im Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Regelmäßig finden Gottesdienste, Taufen, Trauungen, Gedenkfeiern, Andachten und Wallfahrten statt. Seit 2005 lebt ein Priester im Gemeindehaus in der Nähe der Kirche. Dank der Schwesternschaft werden sonntags gemeinsame Mahlzeiten angeboten, und an Festtagen finden nach der Göttlichen Liturgie Feiern im großen Gemeindehaus neben der Kirche statt.
Darüber hinaus verfügt die Gemeinde über eine Bibliothek und eine Sonntagsschule. Seit 2019 wirkt hier auch die 149. Pfadfindergruppe des Heiligen Admiral Fjodor Feodorowitsch Uschakow, die zum Pfadfinderstamm „Tsargrad“ der Organisation der Jungen Russischen Pfadfinder (ORUR) im Ausland gehört, und sich der Jugendarbeit widmet.
Wir danken Gott für alles.